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Gemeinsam den Datenschatz heben: Datentreuhandmodelle als zukunftsträchtiger Chancengeber : Datum:

Datentreuhand-Pioniere diskutieren Ansätze für die erfolgreiche Etablierung von Datentreuhandmodellen. Zentrale Aspekte sind insbesondere eine gesteigerte Interoperabilität, transparente Qualitätssicherung, die Schaffung wirtschaftlich langfristig tragfähiger Organisationsstrukturen sowie eines sektorübergreifend einsetzbaren Werkzeugkastens an Lösungsbausteinen.

Vernetzungskonferenz: Datentreuhand-Pioniere diskutieren Ansätze für die erfolgreiche Etablierung von Datentreuhandmodellen. © VDI/VDE-IT

Der fachliche Austausch zwischen den vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Pilotprojekten, deren wissenschaftlicher Begleitforschung und den externen Expertinnen und Experten am 6. und 7. September 2023 in Berlin zeigte, welche Herausforderungen der erfolgreichen Etablierung von Datentreuhandmodellen in der Praxis noch entgegenstehen. Im Rahmen der Veranstaltung diskutierte Erfolgsbeispiele und darauf aufbauend entwickelte projektübergreifende Lösungsansätze fließen nun auch in die erfolgreiche weitere Umsetzung der Pilotprojekte zurück.

Erste Erkenntnisse und Lösungsansätze aus den Pilotprojekten

In einem querschnittlichen Austausch über die verschiedenen Anwendungsfelder hinweg, von allgemeinen Lösungen über Umwelt- und Energiewirtschaft, Forst- und Landwirtschaft, Logistik und Mobilität, Smart City, bis hin zu Medizin und Gesundheit, Unternehmensdaten und mobilen Daten, wurden unterschiedliche Schwerpunkte aber auch gemeinsame Herausforderungen identifiziert.

Aus Sicht der Projekte kristallisierten sich dabei folgende Kernpunkte heraus: 

  • Eine zentrale Voraussetzung für Datentreuhandservices ist eine solide technische Infrastruktur. Ein zentrales Augenmerk muss hierbei auf Interoperabilität und Qualitätssicherung liegen.
  • Fehlende Rechtssicherheit in Bezug auf Datenschutz und Geschäftsgeheimnisse wird häufig als Hemmnis wahrgenommen.
  • Geschäftsmodelle für Datentreuhänder müssen nicht nur finanziell tragfähig sein, sondern auch Neutralitätsanforderungen konkret adressieren.
  • Die Steigerung der Akzeptanz von Datentreuhandmodellen ist für deren Erfolg von entscheidender Bedeutung. Überzeugende exemplarische Use-Cases aber auch Standards und Zertifizierungen können dabei helfen, Vertrauen bei den Datennutzern und Datengebern zu schaffen.
  • Es gibt kein universelles Datentreuhandmodell, sondern es etabliert sich ein Werkzeugkasten an Services und Governance-Modellen, der übertragbare Lösungen in der Praxis erlaubt.

Diese Schwerpunkte wollen die Pilotprojekte in ihrer verbleibenden Laufzeit weiter aufgreifen und gemeinsam mit der Begleitforschung vertiefen.

Begleitforschung

Ein Konsortium aus Technopolis Deutschland, Fraunhofer ISI, Law & Innovation und GRI begleitet die Umsetzung der Pilotprojekte wissenschaftlich und untersucht Herausforderungen und Lösungsansätze entlang von vier zentralen Querschnittsthemen:

  1. technische Infrastruktur,
  2. rechtliche Rahmenbedingungen,
  3. Geschäftsmodellentwicklung,
  4. Akzeptanz, Skalierung und Transfer.

Der zentrale Ansatz lautet: Datentreuhandmodelle sind ein Instrument zum Schaffen von Anreizen und zum Auflösen von Hemmnissen für das Datenteilen.

Von Datenhorten zu Datenteilen: Datentreuhänder und Datenintermediäre als Lösungsansatz zum Austausch von Daten zwischen Forschung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft

Der Frage, wie das Teilen von Daten über die Grenzen der Sektoren Forschung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft durch Datentreuhandmodelle verbessert werden könnte, widmete sich ein Expertenpanel, an dem neben Bert Verdonck (Luxembourg National Data Service) auch Rebekka Weiß (Bitkom e.V.), Prof. Dr. Wolfgang Kerber (Universität Marburg), Dr. Müller-Pfefferkorn (TU Dresden) sowie Aline Blankertz (Wikimedia Deutschland) teilnahmen. In der Diskussion zeigte sich, dass Datentreuhandmodelle eine Schlüsselrolle für das Teilen von Daten zwischen Forschung, Wirtschaft, Verwaltung und Zivilgesellschaft spielen können. Transparenz und Rechtssicherheit stellen angesichts der zu überbrückenden jeweiligen Eigenheiten der einzelnen Sektoren eine zentrale Voraussetzung für das Matchmaking zwischen Datengebern und Datennutzern dar. Hierfür braucht es neue, sektorübergreifende und möglicherweise auch transnationale Data Governance-Ansätze. Datentreuhandmodelle oder ähnliche Ansätze können ein Erfolgsmodell für den Schritt vom Datenhorten zum Datenteilen werden.

Impuls

Bert Verdonck (Luxembourg National Data Service) beleuchtete aus europäischer Perspektive die Rolle von Datenintermediären bei der Förderung des Datenteilens: Derzeit sind Data Governance-Modelle und Infrastrukturen in Europa fragmentiert, weshalb Daten oft unzureichend genutzt werden. Dies erfordert innovative Lösungen auf technischer, geschäftlicher und regulatorischer Ebene. Verdonck betont insbesondere die Notwendigkeit, Infrastrukturen und Ökosysteme zu entwickeln, die grenzüberschreitendes Datenteilen ermöglichen. In diesem Kontext kann ein Rahmen wie z. B. Gaia-X als Vertrauensrahmen dienen, um einer möglichen Zentralisierung und Monopolisierung des Datenzugriffs entgegenzuwirken.

Ausblick

Neben den genannten Pilotprojekten fördert das BMBF Datentreuhandmodelle auch weiterhin umfassend: Zwanzig im Oktober 2023 neu gestartete Förderprojekte widmen sich der Lösungsaspekten („Bausteine“) für Datentreuhandmodelle. Auf deren Basis sollen zukünftig Datentreuhandmodelle schneller in der Praxis aufbaubar werden.

Neue Ansätze für die sektorübergreifende Etablierung und Akzeptanz von Datentreuhandmodellen sowie deren Skalierung sind Kernanliegen einer weiteren, neuen Förderrichtlinie des BMBF.