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Auftakt-Treffen: Datentreuhand-Pioniere fokussieren Herausforderungen und Lösungen : Datum:

Datentreuhand-Pioniere vernetzen sich - Beim Auftakttreffen der 20 Pilotprojekte „Datentreuhandmodelle“ des BMBF stehen Projektpräsentation, Netzwerken und Diskussion über Herausforderungen und mögliche Lösungen auf dem Programm.

Vernetzungstreffen: Datentreuhand-Pioniere von 20 geförderten Pilotprojekten tauschen sich inhaltlich in Berlin aus. © VDI/VDE-IT

Kennenlernen, Netzwerken, Austauschen – hierzu trafen sich etwa 60 Teilnehmende aus 20 Verbundvorhaben aus ganz Deutschland mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem Projektträger beim Auftakttreffen am 23. Juni 2022 in Berlin. Gestartet sind die Pilotprojekte, die vom BMBF gefördert werden, größtenteils bereits Anfang des Jahres. Das BMBF stellte die Veranstaltung bereits mit der Begrüßung unter das Motto „We can only see a short distance ahead, but we can see plenty there that needs to be done“ und zitierte damit den Computerpionier und wissenschaftlichen Grenzgänger Alan Turing, der an diesem Tag seinen 110. Geburtstag gefeiert hätte.

Datentreuhandmodelle als Grundlage digitaler Ökosysteme

In unserer digitalen Gesellschaft werden täglich Daten generiert, verarbeitet, geteilt und genutzt. Datentreuhandmodelle sind neutrale Vermittler, die einen sicheren, qualitativen und anwenderfreundlichen Umgang mit Daten ermöglichen, aber vor allem auch Vertrauen zwischen Datengebenden und Datennehmenden schaffen können. Die Erkenntnisse aus den geförderten Pilotprojekten sollen zum einen das Verständnis verbessern, in welchem Umfang Datentreuhänder die Nutzung von Daten ausweiten können und zum anderen eruieren, welche Faktoren für den Erfolg von Datentreuhändern maßgeblich sind. Ziel der Förderung ist, die Entwicklung von Datentreuhandmodellen zu vereinfachen und sie damit als zentrale Akteure innerhalb von vertrauensvollen digitalen Ökosystemen stärker zu etablieren.

Die Erwartungen an die Projekte sind dementsprechend hoch: Sie haben die anspruchsvolle Aufgabe zu meistern, Datentreuhandmodelle in der Praxis zu pilotieren und sie sollen einen Wissensschatz an Erfahrungen und Erkenntnissen generieren, der auch jenseits der geförderten Projekte zur erfolgreichen Etablierung von Datentreuhändern nachgenutzt werden kann. Darüber hinaus sollen sie Synergieeffekte nutzen, die durch den querschnittlichen Austausch von Erfahrungen unter den einzelnen Projekten entstehen. Voneinander lernen, sich zum Thema Datentreuhandmodelle austauschen und vernetzen und gemeinsames Arbeiten an Querschnittsthemen und -fragen stehen somit im Mittelpunkt der Förderrichtlinie wie auch des Auftakttreffens. Zudem sollen die Projekte zukünftig auch durch eine Begleitforschung unterstützt werden.


Gegenseitiges Kennenlernen der Pilotprojekte

Die kurze Selbstvorstellungsrunde der Pilotvorhaben zeigte eindrucksvoll die Bandbreite der Projekte und Akteure. In den Projekten kommen Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen zusammen mit Akteuren aus der Wirtschaft und der Zivilgesellschaft. Juristinnen und Juristen arbeiten mit Informatikerinnen und Informatikern sowie Expertinnen und Experten aus anderen Bereichen interdisziplinär zusammen an einer Vielzahl verschiedener Themen und Fragestellungen, die beim Aufbau von Datentreuhandmodellen auftreten. Neben Projekten zur Verfügbarmachung von Forschungsdaten sowie der Entwicklung von anwendungsbereichsunspezifischen Datentreuhandmodellen werden auch Pilotvorhaben aus den Bereichen Gesundheit und Medizin, Energie und Umwelt, Smart City, Mobilität und Logistik sowie Land- und Forstwirtschaft gefördert. Gelegenheit zum persönlichen Austausch der Teilnehmenden und direktem Netzwerken gab es während der Mittagspause, vor den Projektpostern im Foyer sowie im Anschluss an die Veranstaltung. Gelegenheit zum persönlichen Austausch der Teilnehmenden und direktem Netzwerken gab es während der Mittagspause, vor den Projektpostern im Foyer sowie im Anschluss an die Veranstaltung. 

Intensiver Austausch zu Herausforderungen und ersten Lösungsansätzen

Im weiteren Verlauf der Auftaktveranstaltung stand die gemeinsame inhaltliche Arbeit an drängenden Herausforderungen und potenziellen Lösungsmöglichkeiten rund um das Thema „Datentreuhänderschaft“ auf dem Programm.

Im Rahmen eines interaktiven Austauschformats haben sich die Teilnehmenden engagiert zu folgenden Querschnittsthemen ausgetauscht

Rechtliche Rahmenbedingungen

Im Hinblick auf die rechtlichen Rahmenbedingungen sowie die formal einwandfreie Ausgestaltung von Datentreuhandmodellen stand zunächst die vertragliche Gestaltung von Datenzugangs- und Datennutzungsrechten im Vordergrund. Vor allem Vertragsmuster und Standardklauseln könnten hier einen erheblichen Mehrwert beim Aufbau von Datenökosystemen durch Treuhänder bieten. Eine weitere Herausforderung stellt die (gesellschafts-)rechtliche Organisation von Datentreuhändern dar, die gleichzeitig die Handlungsfähigkeit des Treuhänders sicherstellt und das Vertrauen der teilnehmenden Akteure gewährleistet. Als weitere rechtlich zentrale Herausforderungen auf dem Weg zu funktionierenden Datentreuhandlösungen wurde im Kontext von Daten mit Personenbezug zudem die Einhaltung datenschutzrechtlicher Bestimmungen sowie die Ausgestaltung von „Broad-Consent“-Modellen diskutiert. Aber auch noch unklare Haftungsrisiken für die Datentreuhänder stellen laut Meinung der Expertinnen und Experten eine noch im Projektverlauf zu bewältigende Hürde dar.

Technische Ausgestaltung von Datentreuhandmodellen

Die technische Ausgestaltung von Datentreuhandlösungen muss – gemäß der Einschätzung der Teilnehmenden – vor allem die Entwicklung geeigneter technischer Maßnahmen zur Sicherstellung eines präferenz-basierten Datenzugriffsmanagements (engl. „Usage Control“) und eines realisierbaren Monitorings der Einhaltung von Nutzungsbedingungen in den Blick nehmen. Dies gilt auch für die technische Umsetzbarkeit nachträglicher Änderungen bzw. Widerrufen der Nutzungserlaubnis für einzelne Daten. Als weitere technische Herausforderungen wurden der Umgang mit immer größeren Datenmengen, die Frage nach passfähigen digitalen Identitätssystemen für Nutzende oder modernen Verfahren zur Anonymisierung bzw. Pseudonymisierung von Daten sowie die Gewährleistung der Qualität der verfügbaren Daten aus verschiedensten Quellen genannt. Entsprechend spielen Standards und interoperable Formate eine besonders wichtige Rolle beim Aufbau und Betrieb von Datentreuhandmodellen. Mögliche Anknüpfungspunkte waren für die Teilnehmenden hier Initiativen wie SOLID, IDSA oder FHIR.

Geschäfts- bzw. Betriebsmodelle von Datentreuhandlösungen

Aber auch die Realisierung eines tragfähigen Geschäfts- und Betriebsmodells wird eine spannende Aufgabe für die Förderprojekte werden. Die Wahl der grundlegenden Organisationsform des Datentreuhänders – denkbar sind hier klar gewinnorientierte Unternehmen aber auch alternative Formen wie etwa Vereine oder Genossenschaften – ist eng an die Wahl der Strategie zur Monetarisierung der Daten bzw. deren Nutzung geknüpft. So ist beispielsweise die Deckung der Betriebskosten des Datentreuhänders ebenso eine Option wie die Erhebung von Nutzungsgebühren oder Mitgliedschaften. Dadurch werden aber auch Methoden zur Bewertung bzw. Bepreisung von Daten notwendig.

Maßnahmen zur Steigerung der Akzeptanz bei den relevanten Anspruchsgruppen und Erfolgsfaktoren für die erfolgreiche Skalierung

Damit ist die Ausgestaltung eins tragfähigen Geschäfts- bzw. Betriebsmodells eng mit der Akzeptanz des jeweiligen Datentreuhandmodells und dessen Skalierung mittels der Einbindung neuer Teilnehmendes des zugrundeliegenden Datenökosystems verbunden. Als zentrale Bausteine für ein vertrauenswürdiges Datentreuhandmodell wurden festgehalten: einfache und transparente Darstellung der Angebote und Dienste des Treuhänders sowie deren leichte Nutzbarkeit. Insbesondere die Transparenz über die Weitergabe der bereitgestellten Daten und die Nachvollziehbarkeit der Transaktionen ist hier von herausragender Bedeutung. Daneben braucht es aber auch funktionierende und vor allem faire Anreizsysteme, die Datennehmende und vor allem Datengebende zu einer Beteiligung am entstehenden Datenökosystem animieren. Hier sind sowohl nicht-monetäre als auch indirekt oder direkt monetäre Anreize denkbar.

Resümee und Ausblick

Im Rahmen der Auftaktveranstaltung wurde deutlich, dass die Projekte in den kommenden 2-3 Jahren ihrer Laufzeit zwar alle die ihnen eigenen, unterschiedlichsten praktischen Hürden meistern müssen, sich aber – sei es thematisch oder aufgrund der Ausgestaltung des Modells – ähnlichen Herausforderungen gegenübersehen. Hier braucht es einen verstärkten projekt- und sektorübergreifenden Austausch, um nicht nur Synergieeffekte bei den Lösungsansätzen zu eröffnen, sondern auch um Datentreuhänder mittelfristig breiter zu etablieren. Gerade diesen querschnittlichen Austausch will das BMBF zukünftig durch entsprechende Formate stärker unterstützen. Entsprechend kann man in jedem Fall auf den nächsten projektübergreifenden Austauschgespannt sein.